Sexuelle Unlust –
für viele Frauen ein Problem
Keine Lust? Damit sind Sie nicht alleine! Studien zufolge ist davon auszugehen, dass über 300.000 Frauen in Österreich von dem Problem betroffen sind und darunter leiden, wenig oder keine Lust auf Sex zu verspüren. Mangelndes sexuelles Verlangen ist also weit verbreitet.
Zum Problem wird die sexuelle Unlust vor allem dann, wenn die Partnerschaft darunter leidet. Das Bedürfnis, eine erfüllte Sexualität zu erleben und der Wunsch, die Lust des Partners zu erwidern, werden zur großen Belastung.
In der Serie „Sex Talk“ spricht die Sexualtherapeutin Dr. Elia Bragagna ausführlicher über die weibliche Lustlosigkeit. Ursachen und Therapiemöglichkeiten werden vorgestellt.
Lustlosigkeit –
die Ursachen
Vom siebten Himmel in den Alltag
In der ersten Phase der Verliebtheit kann man die Finger gar nicht vom Partner lassen, die Lust schwebt gemeinsam mit den Hormonen im siebten Himmel. Mit dem Alltag und der Fortdauer der Beziehung nimmt das sexuelle Verlangen naturgemäß ab. Die Gefühle festigen sich, die Partnerschaft, die gemeinsamen Interessen und Aufgaben treten mehr in den Vordergrund. Dass sich auch in einer harmonischen, funktionierenden Beziehung Phasen der Lustlosigkeit einstellen, ist also ganz normal.
Kritisch wird die Situation dann, wenn der Partner nach wie vor ein starkes Bedürfnis nach sexueller Nähe verspürt. Viele Paare behelfen sich in dieser Phase mit sexuellen Experimenten, Hilfsmitteln oder Sex-Spielzeug. Schwierig wird die Situation vor allem dann, wenn immer neue Reize notwendig sind, um gegen die Flaute im Bett anzukämpfen.
Von der Liebhaberin zur glücklichen Mutter
Als junge Mutter hat man vielfältige Herausforderungen zu bewältigen: Nicht nur die hormonelle Umstellung, die Schwangerschaft und Geburt mit sich bringen, kann belastend sein, auch die Lebensbedingungen machen sich bemerkbar. Der häufige Schlafmangel entpuppt sich als wahrer Lustkiller, der anspruchsvolle Alltag ebenso. Viele Frauen fühlen sich zudem unwohl in ihrer Haut und nicht mehr so begehrenswert wie vor der Schwangerschaft.
Ist die herausfordernde erste Phase überwunden, in der man sich ganz auf das Baby konzentriert, fällt es oft nicht leicht, wieder an das Sexleben von früher anzuknüpfen. Wenn neben den Muttergefühlen langsam auch wieder die Zeit für Zweisamkeit in den Vordergrund rücken soll, kann es hilfreich sein, dem Lustgefühl etwas auf die Sprünge zu helfen.
Voll gestresst zum Liebesglück?
Häufige Gründe für das fehlende sexuelle Verlangen sind auch Stress, Überlastung und Müdigkeit. So kann sich auch in einer harmonischen Beziehung mit dem Trubel der täglichen Verpflichtungen Lustlosigkeit einstellen. Zur Belastung wird die Situation vor allem dann, wenn der Partner weiterhin ein starkes Bedürfnis nach sexueller Nähe verspürt.
Stress und Alltagssorgen sind für viele Frauen wahre Stimmungskiller. Während Männer Sexualität teilweise nützen, um Druck und Anspannung abzubauen, ist es für viele Frauen wichtig, den Alltagsstress hinter sich zu lassen, um in Stimmung zu kommen. Ein echter Teufelskreis, der die Harmonie der Beziehung gefährden kann.
Wenn die Hormone die Lust vermiesen …
Schuld am fehlenden sexuellen Verlangen sind häufig auch die Hormone, denn die haben einen erheblichen Einfluss auf das Lustempfinden. So können sich hormonelle Veränderungen negativ auf die Fähigkeit auswirken, sexuelle Lust zu empfinden.
Typische Lebensphasen, in denen die Hormone starken Einfluss auf die Gefühlslage und damit auch auf das sexuelle Verlangen haben, sind etwa die Wechseljahre oder die erste Zeit nach einer Schwangerschaft und Geburt. Aber auch hormonelle Verhütungsmittel, wie die Pille, können das sinnliche Empfinden von Frauen beeinträchtigen.
Lust auf mehr –
Tipps für die Libido
Sie sehnen sich nach körperlicher Nähe und einem erfüllten Sexleben mit Ihrem Partner? Mangelndes sexuelles Verlangen ist nichts, was man als Frau einfach hinnehmen muss. Im Gegenteil: Viele Frauen wissen gar nicht, dass es verschiedenste Wege gibt, die Lustlosigkeit los zu werden.
Körperliche Ursachen klären
In jedem Fall sollten im ersten Schritt körperliche Ursachen abgeklärt werden. So können etwa chronische Schmerzen, aber auch ein hormonelles Ungleichgewicht wie ein Testosteronmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion wesentliche Auswirkungen auf das weibliche Lustempfinden haben. In diesen Fällen ist es meist möglich, sehr gezielt medizinische Maßnahmen zu setzen und das Lustempfinden so wieder zu verbessern.
Wenden Sie sich daher unbedingt an einen spezialisierten Gynäkologen oder Sexualmediziner.
Können körperliche Ursachen für das nachlassende sexuelle Verlangen ausgeschlossen werden, gilt es psychosoziale Ursachen zu durchleuchten.
Hilfestellung von außen als Lösungsansatz
Gerade bei diesen Fragestellungen ist das miteinander Reden unerlässlich. Unterschwellige Konflikte müssen aus- und angesprochen werden, nur dann ist es möglich, sich wieder unvoreingenommen dem Partner zu widmen. Weil das für viele Paare eine Herausforderung darstellt, kann es sinnvoll sein, sich dabei therapeutische Hilfestellung zu holen.
Ein unvoreingenommener Außenstehender kann oft helfen, die Dinge neutral zu betrachten und die unterschiedlichen Meinungen zu ordnen. Unterstützung bietet hierfür etwa ein erfahrener Sexualtherapeut oder – speziell in Fragen, die über die Partnerschaft hinausgehen – eine Lebens- und Sozialberatung.
Neue pflanzliche Therapie
Schwung für die Libido bietet auch eine neue, rein pflanzliche Therapie: Damiana gilt als eines der ersten pflanzlichen Aphrodisiaka und wurde schon von indigenen Kulturen wie den Mayas zur Luststeigerung bei Mann und Frau verwendet.